Sep 022011
 

ALEXANDER OCHS

DER STANDARD | INTERVIEW | 02. September 2011 17:03

Alexander Ochs, Experte beim US-Thinktank Worldwatch Institute, hat sich einen Ehrenpreis für besondere Verdienste um Nachhaltigkeit abgeholt

STANDARD: Wir sind sieben Milliarden Menschen, bald brauchen wir drei Planeten – ist die Klima-Krise in ein paar Jahren überhaupt zu verhindern?

Ochs: Ja. Dazu muss aber auf allen politischen Ebenen gehandelt werden. Die Fragestellung, ob wir mehr Top-down-Global-Governance brauchen oder mehr Bottom-up-Eigenverantwortung der Staaten, Kommunen, der Einzelnen, ist ein Schmarrn. Wir brauchen all das.

STANDARD: Was macht Sie da so hoffnungsfroh? Auch wenig ambitionierte Klimaziele werden dauernd verfehlt, der Klimagipfel in Kopenhagen war eher ein Waterloo …

Ochs: Also erstens bin ich Zweckoptimist, sonst käme ich ja morgens nicht aus dem Bett. Und zweitens: Der Paradigmenwechsel findet mancherorts schon statt. Und zwar nicht auf einem ethischen Gerüst, sondern aus knallharter ökonomischer Notwendigkeit, Firmen werden vom Saulus zum Paulus, weil sie auch unter Druck Green Labelling betreiben, weil Investitionen in Nachhaltigkeit sich rechnen und weil sie als dreckigste Firma keine richtig guten Leute mehr kriegen. Da tut sich sehr viel.

STANDARD: Wo sehen Sie den Paradigmenwechsel auf staatlicher Ebene? Wo ist denn da der Schmerz groß genug?

Ochs: Schauen Sie China an – das ist vom Kohleexporteur zum -importeur geworden. Das begrenzt das Wachstum. In der Regierung dort toben Kämpfe um die Frage, ob man erst reich und dann sauber werden soll oder umgekehrt – es braucht noch ein bisschen Zeit, aber es ist schon da.

STANDARD: Haben wir diese Zeit? Ihren Daten zufolge reden wir von zehn Jahren Spielraum …

Ochs: Europa muss noch wesentlich ambitionierter agieren und darf seine Führungsrolle nicht davon abhängig machen, ob andere immer gleich mitgehen. Mehr Reduktion von Treibhausgasen durch teurere Zertifikate und steuerliche Anreize, mehr Unterstützung von Alternativenergien und Innovationen beim Transport. Ob Sie es glauben oder nicht, das wird sich auch wirtschaftlich auszahlen.

STANDARD: Das Killerargument ist aber immer die Wettbewerbsfähigkeit.

Ochs: Da muss man sich anschauen, wer aus der jüngsten Krise am besten herausgekommen ist – es sind die Länder, die im Umweltschutz führen und am effizientesten arbeiten. Klar gibt es bei Investitionen Kurz- und Langfristigkeit, und kurzfristig fehlen Gelder woanders. Aber langfristig zahlen sie sich eben aus.

STANDARD: Sie haben auch Literatur und Philosophie studiert – rufen Sie auf individueller Ebene zu Verzicht, zu Konsumstopp auf?

Ochs: Nein, aber ich glaube, dass ein konsumärmeres Leben glücklicher macht. Da halte ich es mit Aristoteles – uns eint das Streben nach Glück. Und noch länger im Stau zu stehen und noch mehr shoppen bringt es uns nicht. Das spüren immer mehr Menschen und handeln mit Spaß danach – Radfahren, gesund essen, einen Garten anlegen …

STANDARD: Was sind Ihre Erfolgserlebnisse?

[Hier geht’s zum Rest des Interviews mit Oesterreichs groesster Tageszeitung]

Be Sociable, Share!

Sorry, the comment form is closed at this time.